Gemeindejubiläum 2023
Die Gemeinde Fichtenau feiert 2023 ihr 50-jähriges Bestehen.
Deshalb hatte die Gemeindeverwaltung einen Aufruf im Amtsblatt für ein Jubiläumslogo gestartet, und es gingen dazu verschiedene Ideen ein. Bei diesen Vorschlägen waren stets die Karte Fichtenaus sowie markante Punkte zu den Ortsteilen im Vordergrund.
Diese Anregungen haben wir aufgegriffen und daraus folgendes Jubiläumslogo gestaltet.
Es zeigt die vier Gemeindeteile Wildenstein, Matzenbach, Lautenbach und Unterdeufstetten mit jeweils markanten Symbolen. So ist in Gelb das Storchennest für Wildenstein, in Blau das Treideln in Lautenbach beim Fest am See, in Rot das Schloss in Unterdeufstetten und in Grün die Bild-Kapelle in Matzenbach dargestellt. Dazu noch eine 50 für das Jubiläum und die Fichtenbäume für Fichtenau.
Fichtenauer Momente im Rückblick
Im Rahmen des Jubiläumsjahrs „50 Jahre Fichtenau“ werden wir für 2023 unter dem Motto „Fichtenauer Momente im Rückblick“ wöchentlich in Erinnerungen schwelgen. Mit Fotos und Geschichten, Anekdoten und Informationen werden wir Sie auf eine Zeitreise mitnehmen. Dabei blicken wir 50 Jahre und weiter zurück.
Vielleicht erinnern Sie sich noch an einige Episoden aus unserer Gemeinde? Kommen Sie gerne miteinander ins Gespräch und blicken Sie gerne zurück auf Vergangenes oder noch Bestehendes in unserer Gemeinde. Viele von Ihnen werden sich sicherlich dabei wundern, was es in Fichtenau so alles gab und immer noch gibt.
Wer dazu selbst Ideen oder Geschichten einbringen möchte, darf sich gerne bei Frau Stefanie Walter-Hofmann telefonisch unter Tel.: 892-17 oder per Mail an S.Walter-Hofmann@fichtenau.de melden.
Die Gemeindeverwaltung dankt Herrn Helmut Reuter und Herrn Karl-Heinz Fohrer ganz herzlich für die Aufbereitung der Themen und die gute Vorarbeit!
Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Spaß mit den Fichtenauer Momenten im Rückblick!
Grüße aus Lautenbach, Unterdeufstetten, Wildenstein und Matzenbach

oben links: Blick über den Storchenweiher Richtung Westen; Fachwerkhaus Schenk inzwischen abgerissen
oben Mitte: Kriegerdenkmal
oben rechts: nach Storchenweiher - Blick Richtung Antoniuskapelle
unten links: alte Rötleiner Straße mit Abzweigung Hammermühlweg
unten Mitte: heutiges Haus Blümlein; ehemals Kaufladen, Wirtschaft und Tankstelle Daiß
unten rechts: aus Oberdeufstetter Straße Blick über die Kreuzung mit Buckenweiler Straße
Kohlhaus in Unterdeufstetten
Das Kohlhaus stand südwestlich von Unterdeufstetten, zwischen dem ehemaligen Schrottplatz Rieger und dem Wald. Früher wurde dort Holzkohle hergestellt. Später hat es eine Familie Wendel, die in New York ein Restaurant betrieben hatten, gekauft und hergerichtet. Eine Tochter der Wendels hat einen Störrle geheiratet. Aus dieser Ehe ging u.a. die Tochter Edeltraud hervor. Diese wurde im Kohlhaus geboren und heiratete Leo Höhl, der ca. 30 Jahre Hausmeister in der Schule in Unterdeufstetten war. Im 3. Reich wurde dort eine kinderreiche Familie untergebracht. Weil am Haus nichts gerichtet wurde, ist das Kohlhaus die vergangenen Jahrzehnte zunehmend verfallen.
"Matzenbacher Bild"
Die Wallfahrt zur Matzenbacher Schmerzensmutter geht in das Jahr 1746 zurück. Maria Mangold von Matzenbach gelobte, um ihrer Kopfschmerzen ledig zu werden, ein Bild der Mutter Gottes am Weg nach Dankoltsweiler an einer Buche anbringen zu wollen, um dort ihre Andacht zu verrichten. Schon bald, nachdem das Bild aufgestellt war, kam ein großer Zulauf von nah und fern zum Bild. Am Anfang dieser Gnadenstätte stand also von menschlicher Seite aus gesehen das schlichte Vertrauen einer Frau, der Glaube an die Fürbitte der Gottesmutter. Über 150 Jahre lang blieb diese mehr als einfache Form der Verehrung der Gottesmutter bestehen. Im Jahr 1913 entstand eine erste einfache offene Kapelle. 1933/35 wurde diese Kapelle verschönert. 1973 wurde ein Neubau der Kapelle eingeweiht. Es heißt „Matzenbacher Bild“, steht aber auf Jagstzeller Gemarkung. Eigentümerin ist die kath. Kirchengemeinde Matzenbach.
So sah die alte „Bildkapelle“ vor dem Neubau aus:
Gasthäuser in Unterdeufstetten
Vor der Gründung der Gemeinde Fichtenau gab es in Unterdeufstetten 6 Gasthäuser und ein Cafè.
In der Kapellenstraße kann man heute noch ein wunderschönes Haus sehen, in dem das „Gasthaus zum Rad“ untergebracht war. Die Aufschrift ist noch gut zu erkennen. Besitzer waren die Familien Rupp, Schenk und Schinkel.
Auf der anderen Straßenseite bewirtete eine Familie Kurz die „Linde“ mit einer großen Kegelbahn. In dieser Kegelbahn wurden nach dem 2. Weltkrieg Flüchtlinge einquartiert. Vor der Schließung hieß die Wirtin Mathilda Rottler.
In der Dinkelsbühler Straße waren früher eine Familie Maier die Wirtsleute des „Gasthauses zum Rössle“. Sie hatten auch eine Bäckerei und einen Metzgereiwarenverkauf dabei.
Neben der katholischen Kirche konnte man im „Gasthof zum Hirsch“ einkehren. Bewirtet wurde man von der Familie Seitz, dann Probeil und später von der Familie Reichert. Dort wurde auch eigenes Bier gebraut.
Das letzte Gasthaus, das in Unterdeufstetten noch bis vor ca. einem Jahr betrieben wurde, war der „Grüne Baum“ der Familie Bosch-Kollecker. Eine Familie Hangsdörfer betrieb dort vorher auch eine Brauerei.
Albert Lämmerer betrieb das „Gasthaus zum Scharfen Eck“, das man von der Birkenwaldstraße und von der Matzenbacher Straße aus betreten konnte. Dort wurde wohl öfters mal kräftig gezecht. Davor betrieben die Lämmerers eine Wirtschaft im Gässle.
Ein Cafè konnte man in der Marktstraße bei der Familie Ehret besuchen.
Schloss Lautenbach – 2 „Schloss-Herren“
Das Schloss steht im Hammermühlweg. Wenn man zwischen den Häusern des „Schlossbauern“ und des „Schlosswebers“ durchgeht, sieht man auf der linken Seite das Gebäude. Es handelt sich um einen einfachen Rechteckbau mit Grabenspuren. Im Westteil besitzt „Schlossherr“ Hermann eine noch voll funktionsfähige Schmiede. Im Ostteil wohnt „Schlossherr“ Fritz. Über die Entstehung des Schlosses gibt es nur ungenaue und teilweise widersprüchliche Angaben. Es heißt, dass im 16. oder 17. Jahrhundert durch Ankauf von Gütern ein Rittergut gebildet wurde. 1925 wurde das Gebäude von Schmiedemeister Gottlob Ohr (dem Großvater des heutigen Besitzers) erworben. Als dieser Umbauten vornehmen wollte, gab es Probleme mit dem Denkmalamt. Er setzte sich erfolgreich gegen eine Eintragung ins Denkmalverzeichnis zur Wehr. In der Urkunde heißt es u.a.: „Tatsächlich sehe auch das Haus wie irgend ein anderes in schlechter Unterhaltung befindliches Bauernhaus aus. Er könne keineswegs anerkennen, dass es sich bei seinem Gebäude um ein geschichtlich oder künstlerisch wertvolles Gebäude handle.“
„Betza Helm“ – „Schduif“ – „Gschmaggl“
Unter diesen Namen kannte man in weitem Umkreis den Hausierer Wilhelm Betz aus Wildenstein. Sogar im „Bayrischen Wald“ war er bekannt. Dort wollte er z.B. nachmittags noch hingehen. Wenn er dann gefragt wurde, in welche Orte er da wolle, kam als Antwort: „Ha, Rauenstadt, Ketschenweiler, … .
Wilhelm Betz war ein schlanker, großer Mann mit Mütze, Pfeife, Rucksack, genagelten Schuhen, Gamaschen, Stock und Fahrrad. Er hatte eine Gehbehinderung. Einmal sagte er – natürlich im Dialekt - : „Wenn ich meine Füße mal wieder gewaschen habe, gehe ich wieder anders los.“
In den umliegenden Ortschaften verkaufte er Bürstenwaren, vor allem Schuhputzbürstchen. Wenn er in Waldtann nichts mehr zu verkaufen hatte, ging er in den Laden, kaufte ein und zeichnete dann anders aus.
Der „Schduif“ wusste, in welchen Häusern er einen Most oder auch etwas zu essen bekam und wo ihm etwas abgekauft wurde. Vielfach wurde den Kindern, die nicht artig waren, gedroht: „Wenn du nicht folgst, nimmt dich der „Betza Helm“ mit.“ So hatten die Kinder vor ihm Angst. Die größte Angst hatte jedoch der „Gschmaggl“ selbst. Wenn es dunkel wurde, hörte man ihn in Großenhub bereits laut singen, wenn er noch bei der Klinglesmühle war, oder wenn er von Matzenbach Richtung Wildenstein unterwegs war, hörte man ihn auch von weitem. Mit dem Singen bekämpfte er seine Angst.
Für sein Neujahrwünschen, das er bis zum Hafer säen erledigte, hatte er einen guten Plan, so dass er dadurch über viele Wochen hinweg einen Most und oft auch etwas Geld bekam. Abends ging er mit seinem Geldsäckchen dann in die Wirtschaft. Dort schüttete er das Geld auf den Tisch und die alte Frau Kreisel zählte es für ihn.
Wenn der „Schduif“ gegen Mitternacht auf der Langen Gasse in Richtung seiner Unterkunft ging, kam es vor, dass ihn ein junger Mann dadurch erschreckte, dass er sich mit einem Leintuch über dem Kopf dem ängstlichen Hausierer in den Weg stellte.
Text: Helmut Reuter